Photovoltaik nachrüsten - wann lohnt es sich für Selbstbauer?

von Nicolas

Nicht jeder installiert beim Hausbau sofort eine PV-Anlage. Gründe sind oft Budgetgrenzen oder unklare Nutzung. Doch eine Nachrüstung ist technisch machbar - auch Jahre später. Viele Dächer sind bereits geeignet, ohne dass größere Umbauten nötig wären. Entscheidend ist die Kombination aus Standort, Energiebedarf und Eigenverbrauchsquote.

Lohnt es sich finanziell?

Ein typisches Einfamilienhaus verbraucht im Jahr etwa 4.000 kWh Strom. Eine PV-Anlage mit 5 kWp kann rund 4.500-5.000 kWh im Jahr erzeugen - abhängig von Standort, Dachausrichtung und Neigungswinkel. Bei einer Eigenverbrauchsquote von 30-40 % spart man jährlich etwa 600-800 Euro an Stromkosten.

Wer solch eine Solaranlage kaufen möchte, muss heute mit Investitionskosten von etwa 6.000 bis 9.000 Euro (ohne Speicher) rechnen. Die Amortisationszeit: 10 bis 14 Jahre - tendenziell sinkend durch steigende Strompreise.

Auch kleine Lösungen können sinnvoll sein. Balkonkraftwerke (600-800 W) sind ein guter Einstieg. Sie lassen sich ohne große Baumaßnahmen installieren und liefern bis zu 600 kWh pro Jahr - genug für Router, Kühlschrank oder Stand-by-Verbrauch. Zu beachten ist, dass die Anmeldung beim Netzbetreiber trotzdem Pflicht ist.

Welche technischen Voraussetzungen müssen beachtet werden?

Dachausrichtung und -neigung sind entscheidend. Ideal ist ein Süddach mit 30-35 Grad Neigung. Auch Ost-West-Ausrichtungen sind praktikabel, liefern aber etwas weniger Ertrag. Wichtig ist, dass keine dauerhafte Verschattung durch Bäume, Schornsteine oder Nachbargebäude besteht.

Außerdem muss die statische Belastbarkeit gegeben sein. Ein Quadratmeter Modulfläche wiegt ca. 15-20 kg. Auch Blitzschutz und Brandschutz spielen eine Rolle. Bei Nachrüstungen ist eine Prüfung durch einen Fachbetrieb ratsam.

Geräte richtig nutzen für einen erhöhten Eigenverbrauch

Ohne Speicher liegt der Eigenverbrauch meist bei 25-35 %. Mit smarter Steuerung lässt er sich erhöhen. Zeitschaltuhren, smarte Steckdosen und Energiemanagementsysteme helfen, Geräte wie Waschmaschinen oder Boiler gezielt tagsüber zu betreiben.

Wer ein E-Auto oder eine Wärmepumpe besitzt, kann den Eigenverbrauch auf über 60 % steigern. Auch der Einbau eines Warmwasserspeichers, der tagsüber mit Solarstrom betrieben wird, kann sinnvoll sein.

Speicher - eine Kostenfalle?

Ein Batteriespeicher macht den Solarstrom abends nutzbar. Systeme mit 5-10 kWh kosten aktuell zwischen 5.000 und 9.000 Euro. Die Lebensdauer liegt bei etwa 10-15 Jahren. Wirtschaftlich lohnend sind sie nur, wenn hohe Eigenverbrauchsquoten erzielt werden. Der Eigenverbrauch kann damit auf 60-80 % steigen - allerdings verlängert sich die Amortisationszeit deutlich.

Rechtliches und Förderungen

Jede PV-Anlage muss bei der Bundesnetzagentur (Marktstammdatenregister) gemeldet werden. Außerdem beim Netzbetreiber. Eine Einspeisevergütung gibt es nach dem EEG - derzeit rund 8,1 Cent/kWh (Stand: 2025 bei Anlagen bis 10 kWp). Die Einspeisung muss aber nicht erfolgen, Volleinspeisung oder Eigenverbrauch sind frei wählbar.

Förderungen gibt es über KfW, BAFA oder regionale Programme. Beispiel: In NRW und Bayern gibt es teilweise Zuschüsse für Batteriespeicher. Eine Steuerpflicht besteht für Betreiber kleiner PV-Anlagen bis 30 kWp auf Einfamilienhäusern seit 2023 nicht mehr (nach § 3 Nr. 72 EStG).

Eigenleistung - was ist erlaubt?

Selbstbauer können Montagearbeiten übernehmen: Modulbefestigung, Kabelverlegung, Unterkonstruktion. Die elektrische Inbetriebnahme (Wechselrichter, Netzanschluss) muss ein eingetragener Elektrofachbetrieb übernehmen. Wer hier sauber arbeitet und auf zugelassene Komponenten setzt, kann Material- und Arbeitskosten deutlich reduzieren.

Selbstbauer profitieren davon, Projekte aufzusplitten - beispielsweise erst die PV-Anlage, später der Speicher oder nur das Carport, dann das Hauptdach. Auch Wallboxen können später ergänzt werden. So lässt sich der finanzielle Aufwand besser verteilen und neue Technik kann in Zukunft einfacher integriert werden.

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