Trocknung Rohbau
von Klaus
Wer ist eigentlich zuständig bzw. verantwortlich für die Trocknung des Rohbaus? Der Bauherr oder der Bauträger? Mein Bauträger meint, ich müsse selbst mehrmals täglich stosslüften oder einen Bautrockner reinstellen. Gruß, Klaus
Bauhilfe24-Antwort
Also eines ist sicher: Solange Sie Ihr Haus vom Bauträger noch nicht übernommen haben, ist der Bauträger für alle Aktivitäten auf der Baustelle verantwortlich. Daher natürlich auch für die Trocknung. Leider weiß ich nicht, in welcher Bauweise Ihr Haus errichtet wird und wie weit der Bau schon fortgeschritten ist. Sind Innenverputz und Betonestrich schon fertiggestellt? Ist schon die Heizung installiert?
Wie auch immer: Scheinbar zeichnen sich bei Ihrem Haus Probleme mit der Baufeuchtigkeit ab. Und gleichzeitig habe ich die Befürchtung, dass der Bauträger die Verantwortung für diese Probleme auf Sie abschieben möchte. Zumindest teilweise.
Lassen Sie sich speziell im Zusammenhang mit der Baufeuchte nicht darauf ein! Bedenken Sie, dass fast 90% aller Bauschäden sogenannte Feuchteschäden sind. Es ist daher einerseits unverantwortlich vom Bauträger zu glauben, dass ein trockener Rohbau die Angelegenheit des Bauherrn sei. Andererseits sollten bei Ihnen die Alarmglocken schrillen.
SIE werden irgendwann in den Neubau einziehen und SIE müssen dann in diesem Haus wohnen. Und SIE haben Anspruch auf ein völlig trockenes Haus. Ist das nicht der Fall, werden Sie rasch die Freude an Ihrem Haus verlieren und darüber hinaus ist die unvermeidliche Schimmelbildung gesundheitsschädlich.
Wie schon eingangs gesagt: Ihnen selbst könnten zwar alle Probleme auf Ihrer Baustelle prinzipiell egal sein, weil der Bauträger dafür zuständig ist, Ihnen ein mängelfreies und damit auch völlig trockenes Haus zu übergeben. Wenn Sie allerdings nicht termingerecht in Ihr Haus einziehen können, weil das Haus einfach nicht ausreichend trocken ist, wirkt sich das unter Umständen auf Ihre Kosten aus. Und daher soll Ihnen nichts egal sein, was auf Ihrer Baustelle vor sich geht.
Tatsache ist, dass durch die immer kürzeren Bauzeiten oft nicht mehr genug Zeit bleibt, um den Rohbau vollständig austrocknen zu lassen. Das ist in der Praxis aber sogar nachvollziehbar. Immerhin würde beispielsweise ein gemauerter Ziegelrohbau - je nach Feuchtigkeit - zwischen 4 und 12 Monate(!) Zeit brauchen, um
von selbst auszutrocknen.
Da dieser Zeitraum aber nur sehr selten zur Verfügung steht, ist in den meisten Fällen eine technische Bautrocknung erforderlich. Allerdings kostet das den Bauträger zusätzliches Geld und daher wird oft versucht, das Feuchte-Problem einfach auf den Bauherrn abzuwälzen. Und oft werden viel zu wenige und ausreichend große Trocknungsgeräte zum Einsatz gebracht. In der Regel sind das alles nur "Alibi-Aktionen".
Jetzt meine konkrete Empfehlung:
Halten Sie Ihre Bedenken hinsichtlich des feuchten Rohbaus unbedingt sofort in Schriftform fest. Schreiben Sie einen eingeschriebenen Brief an den Bauträger und fordern Sie diesen auf, selbst für eine ausreichende Trocknung des Rohbaus zu sorgen.
Mit diesem Schreiben dokumentieren Sie für spätere Meinungsverschiedenheiten, dass die Baufeuchte schon während der Bauzeit ein Thema war. Ich könnte Ihnen natürlich jetzt noch eine ganze Menge an Empfehlungen geben, welche Schritte zu setzen sind, wenn Probleme mit dem Bauträger auftreten. Da ich allerdings über die genauen Hintergründe Ihrer Frage nicht informiert bin, möchte ich mich in diesem Fall nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Aber schon alleine die Tatsache, dass Sie diese Frage an mich stellen, deutet für mich darauf hin, dass die Gesprächsbasis mit dem Bauträger schon etwas belastet ist. Sollte das tatsächlich der Fall sein und sollten Sie zumindest in der Bauchgegend ein ungutes Gefühl haben, sollten Sie rasch einen externen Fachmann zurate ziehen.
Lassen Sie den Baufortschritt unbedingt von einem unabhängigen Fachmann begutachten. Damit wissen Sie genau, woran Sie sind und dieser Fachmann hilft Ihnen gerne dabei, gemeinsam mit dem Bauträger eine für Sie annehmbare Lösung des Problems zu finden. Die eventuell anfallenden Kosten für diesen Fachmann (Architekt, Sachverständiger oder Baumanager) werden im Vergleich zu den späteren Folgekosten durch allfällige Feuchteschäden nicht wirklich ins Gewicht fallen.
Zum Schluss nochmals auf den Punkt gebracht: Für die Beseitigung der Baufeuchte ist der Bauträger verantwortlich! Auch dann, wenn dieser die Arbeiten an andere ausführende Firmen delegiert.
Mehr Erfolg beim Hausbau!
Wilfried Ritter
Autor und Herausgeber
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HSB | Haus-Selber-Bauen.com
Bauhilfe24.com
PS: Im Winter sorgt die kalte Luft für die beste natürliche Trocknung. Wenn also noch keine Heizung in Betrieb ist, möglichst die Fenster offen lassen und gut durchziehen lassen. Und aufpassen, dass keinesfalls gasbetriebene Heizkanonen zum Einsatz kommen. Diese machen den Rohbau nämlich nur noch nässer...