Innenputz Arbeitskosten
von Nadine
(Deutschland)
Ich habe eine Frage bezüglich der Einsparungen bei Arbeitskosten. Mir ist nicht ganz klar, wie Sie auf die Prozentsätze bei der Einsparung der Arbeitskosten kommen. Z.B. beim Innenputz: wenn ich den Innenputz in Eigenleistung erbringe, dann habe ich doch 100% Arbeitskosten gespart, in Ihrer Aufstellung sind -30% aufgeführt.
Ich bin mir sicher, dass sich das ganz einfach erklären lässt, nur komme ich nicht selber drauf! Es wäre nett, wenn sie mir dies kurz beantworten könnten, da es nun aktuell wird mit unserem Bauprojekt und ich mir die ganzen Unterlagen nun wieder zur Brust genommen habe. Herzlichen Dank! Nadine
Bauhilfe24-Antwort
Hallo Nadine, eine interessante Frage. Grundsätzlich haben Sie natürlich recht, in der Praxis ist das alles aber nicht so einfach - beispielsweise beim Innenputz: In den Arbeitskosten sind nämlich auch die Kosten für die Putzmaschine enthalten, die Bedienung des Putzsilos sowie die Kosten für die Anlieferung des Putzmaterials. Darüber hinaus muss bei einem fairen Preisvergleich (Firma : Eigenleistung) auch der
tatsächliche Personaleinsatz berücksichtigt werden.
KONKRET: Zu einer Einsparung von 100% würde es nur dann kommen, wenn Sie den Innenputz zur Gänze selbst machen - und zwar händisch und nicht mit einer Putzmaschine. Gleichzeitig müsste dann aber auch das Putzmaterial selbst abgeholt werden. In diesem Fall würde das händische Verputzen (innen) etwa 10 Tage länger dauern als bei einer Firma - allerdings wiederum
nur unter der Voraussetzung, dass ausreichend Personal zur Verfügung steht.
Da für das händische Verputzen mindestens 3 fachkundige Personen nötig sind, bedeutet das, dass der Bauherr alleine nicht in der Lage ist, diese Eigenleistungen (alleine) zu erbringen. Heißt: Es müssen "fremde" Leute organisiert
und bezahlt werden. Wenn Sie jetzt vielleicht einwenden, dass Helfer oder Maurer aus der Familie zur Verfügung stehen, die kostenlos arbeiten, mag das schon zutreffen. Allerdings wäre das dann eine klassische "Schwarzarbeit", die bei meinen Daten aber nicht zur Diskussion steht.
Bei der Bewertung von Eigenleistungen kann es daher grundsätzlich immer nur um jene Leistungen gehen, die DER BAUHERR ALLEINE selbst macht. Sobald zusätzliche Helfer benötigt werden, was beim Innenputz definitiv der Fall ist, müssen diese Helfer auch kostenmäßig bewertet werden - auch dann, wenn diese "kostenlos" arbeiten.
100% Einsparung bei den Arbeitskosten durch Eigenleistungen sind beim Innenputz praktisch nicht möglich. Die 30% Einsparungsmöglichkeit kommen der Realität daher sehr nahe,
WENN der Bauherr als vollständige Arbeitskraft
mithilft, das Haus innen zu verputzen - und zwar händisch (z.B. als "Mischer"). Bei einem Maschinenputz ist grundsätzlich keine anrechenbare Mithilfe möglich, weil die Putzpartien ein eingespieltes Team sind und aufgrund der streng kalkulierten m²-Preis-Vorgaben keine zusätzlichen Leute (die den Preis verschlechtern) brauchen können.
Fazit: Der Innenputz gehört zu jenen Leistungen, die möglichst nicht als Eigenleistungen erbracht werden sollen - daher auch nur meine
1-Stern-Bewertung beim DIY-Faktor. Abgesehen von den geringen Einsparungsmöglichkeiten sollte beim Innenputz übrigens auch noch berücksichtigt werden, dass die Qualität der (geraden) Oberfläche nur durch einen professionell hergestellten Maschinenputz erreicht werden kann. Die gleiche Qualität bei einem händischen Verputz ist zwar auch möglich, würde aber ein Vielfaches vom Maschinenputz-Preis kosten.
Mehr Erfolg beim Hausbau!
Wilfried Ritter
Autor und Herausgeber
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