Selber Handwerker einstellen?
von Heike
(Deutschland)
Geht es eigentlich, dass man für den Bau des eigenen Hauses für einen bestimmten Zeitraum selber Handwerker einstellt? Wenn ja, worauf muss geachtet werden? Gruß, Heike
Bauhilfe24-Antwort
Ihre Frage ist mit einem einfachen Ja oder Nein nicht zu beantworten, weil ich nicht genau herauslesen kann, an welche Handwerker Sie denken. Handelt es sich um Handwerker, die bei einem Betrieb angestellt sind und in deren Freizeit für Sie arbeiten wollen oder sollen? Oder denken Sie an selbständige Handwerker, die aber keinen eigenen Betrieb führen, sondern praktisch nur für sich selbst arbeiten? Haben diese selbständigen Handwerker eine Gewerbeberechtigung oder einen Meisterbrief?
Sie sehen schon, dass es hier viele Möglichkeiten gibt. Es geht dabei immer auch um rechtliche Angelegenheiten. Beispielsweise um die Frage, ob ein selbständiger Handwerker, der keinen Meisterbrief besitzt, für erbrachte Leistungen Rechnungen ausstellen darf und gleichzeitig für die verrechneten Leistungen auch die volle Haftung, Garantie oder Gewährleistung übernimmt.
Wie auch immer. Am Ende geht es jedenfalls immer um das liebe Geld. Und zwar um Ihr Geld. Sie sollten daher sehr gut darauf achten, wem Sie Ihr Geld schlussendlich geben und welche Gegenleistung Sie dafür bekommen.
In der Regel ist es demnach am sichersten, einem Handwerksbetrieb einen genau definierten Handwerkerauftrag zu erteilen. Was dabei zu beachten ist, habe ich
hier in einer 15-Schritte-Anleitung kurz zusammengefasst. Der Handwerksbetrieb erledigt dann im Idealfall die beauftragten Arbeiten mängelfrei, er stellt für Sie die Rechnung aus, Sie bezahlen pünktlich, der Handwerksbetrieb übernimmt die Gewährleistung für die erbrachten Leistungen und alle sind glücklich...
Aber das ist für Sie ja sicher nichts Neues. Ich gehe daher einmal davon aus, dass Sie Ihre Frage anders gemeint haben. Vermutlich möchten Sie Ihr eigenes Haus im Grunde genommen selber bauen und zur Unterstützung für diverse Handwerkerleistungen haben Sie eben in Erwägung gezogen, diverse Handwerker selbst einzustellen.
Da ich stark davon ausgehe, dass Sie die Handwerker, die Sie selbst anstellen möchten, auch persönlich kennen, handelt es sich dabei um die klassische Nachbarschaftshilfe. Denn Sie werden wohl keine Leute beschäftigen, über die Sie nicht Bescheid wissen. Schließlich brauchen Sie ja ganz bestimmte Leute mit ganz bestimmten Fähigkeiten. Und Sie wissen ja: Es geht um Ihr Geld.
Tatsache ist, dass Sie natürlich die Möglichkeit haben, Ihre Freunde oder Bekannten als Handwerker selbst einzustellen. Ich persönlich sehe das aus rein arbeitsrechtlicher Sicht nicht viel anders, als wenn Sie eine Haushaltshilfe oder eine Putzhilfe einstellen. In Ihrem Fall sind das halt Arbeitskräfte, die Sie beim Hausbau unterstützen.
Soweit ist also die Sache klar. Ihre Freunde oder Bekannten können Sie im Rahmen der schon erwähnten Nachbarschaftshilfe jederzeit selbst einstellen.
Wie sich die Nachbarschaftshilfe in steuerlicher Hinsicht auf Sie und Ihre helfenden Freunde auswirkt und welche formellen Schritte zu setzen sind, müssen Sie allerdings selbst beim zuständigen Finanzamt und der gesetzlichen Sozialversicherung erfragen oder Sie erkundigen sich bei einem Steuerberater.
Als Bauherr sind Sie aber jedenfalls verpflichtet, alle Bauhelfer bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) anzumelden. Die
Anmeldung bei der BG Bau muss spätestens eine Woche nach Baubeginn erfolgen. Beachten Sie dabei, dass es für diese Anmeldung unerheblich ist, ob die Bauhelfer von Ihnen bezahlt werden oder nicht. Und noch etwas: Führen Sie die Anmeldung jedenfalls durch, denn andernfalls werden Sie im Fall der Fälle zur Kasse gebeten. Die Bauanmeldungen der jeweiligen Bauämter werden immer an die BG Bau gemeldet und die Baustellen werden auch überprüft...
Und jetzt zum eigentlich wichtigsten Punkt:
Sie als Bauherr - das sind Sie übrigens auch als Frau - müssen dafür Sorge tragen, dass Ihre Bauhelfer mit einer privaten
Bauhelferversicherung geschützt werden. Und zwar vor Unfällen, die auf Ihrer Baustelle passieren. Gehen Sie einfach davon aus, dass auch auf Ihrer Baustelle ein Unfall schneller als gedacht passieren kann. Es fällt einer Ihrer Helfer vom Dach oder es fällt jemandem ein Bauteil von ober auf den Kopf. Oder es passiert etwas mit der Kreissäge, Motorsäge oder was auch immer. Am Bau lauern unzählige Fallen.
Und im schlimmsten Fall müssen Sie als Bauherr für die damit verbundenen finanziellen Schäden aufkommen. Die Versicherungen werden sich - sofern Sie keine Bauhelferversicherung abgeschlossen haben - bei Ihnen schadlos halten. Die gesetzliche Bauunfallversicherung reicht nämlich oft nicht aus.
Was das alles für Ihr Haus bedeuten kann, möchte ich hier gar nicht näher ausführen. Aber stellen Sie sich nur vor, das Resultat eines Unfalls auf Ihrer Baustelle ist eine dauernde Invalidität. Und Sie sind als verantwortlicher Bauherr nicht versichert. Den Unfall selbst werden Sie natürlich nicht mehr rückgängig machen können. Aber Sie können zumindest die finanziellen Folgen mindern. Zu beachten ist dabei auch, dass Ihre Bauhelfer NICHT über die
Bauherren Haftpflichtversicherung versichert sind. Alles ein sehr heikles Thema...
Auf den Punkt gebracht
- 1. Wenn Sie Bauhelfer - Freunde oder Bekannte - zur Verfügung haben, die Sie nicht oder mit nur geringen Geldbeträgen bezahlen müssen, dann nutzen Sie diese Möglichkeit. Schließen Sie die nötigen Versicherungen ab und melden Sie die Helfer ordnungsgemäß an.
- 2. Wenn Sie Handwerker einstellen möchten und diese aber wie "richtige" Handwerker bezahlen müssen, sollten Sie sich das im eigenen Interesse NICHT antun. Beauftragen Sie lieber einen Handwerksbetrieb. Die Verantwortung liegt dann nicht bei Ihnen und Sie verlieren keine Garantie- oder Gewährleistungsansprüche.
Wenn Sie aber wirklich viel Geld sparen möchten, sollten Sie Folgendes tun: Organisieren Sie sich anstelle von Handwerkern einen Fachmann, der Ihre Baustelle organisiert. Das kann ein
Architekt sein oder ein professioneller Baumanager oder ein anderer unabhängiger Baufachmann. Tun Sie das ausdrücklich auch dann, wenn Sie Ihr Haus selber bauen möchten. Mit oder ohne Bauhelfer. Tatsache ist, dass Sie in jedem Fall ständig einen Fachmann brauchen, der Ihnen genau vorgibt, WANN Sie WAS und vor allem WIE machen müssen. Darüber hinaus helfen Ihnen diese Fachleute, Aufträge an Handwerker viel günstiger zu vergeben, als Sie das selbst könnten.
Am Ende werden Sie die Kosten für den Architekt oder Baubegleiter vielfach wieder hereinbringen. Der Schlüssel zum Erfolg beim Hausbau ist in jedem Fall Ihr Architekt oder Ihre professionelle Unterstützung bei der Realisierung Ihres Bauvorhabens.
Mehr Erfolg beim Hausbau!
Wilfried Ritter
Autor und Herausgeber
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