"Wie viel der Dachaufbau für Ihr Einfamilienhaus höchstens kosten darf und wie alles nach den Regeln der Technik richtig ausgeführt werden sollte."
Wenn es beim Hausbau um das Dach geht, ist damit eigentlich immer der Dachaufbau oder ein Teil davon gemeint.
Beim Aufbau des Daches geht es also entweder um die Dacheindeckung, um die Tragkonstruktion oder um die Dämmung im Bereich der Dachschräge.
Obwohl das Dach im fertigen Zustand eine Einheit darstellt, handelt es ich dabei also in Wahrheit um gleich mehrere Bauetappen, die von verschiedenen Handwerkern durchgeführt werden.
Der Zimmermann ist für den Dachstuhl zuständig, der Spengler bzw. Klempner sorgt für die nötigen Verblechungen, Dachrinnen und Regenabfallrohre, und der Dachdecker deckt das Dach ein.
Wie dabei welche Handwerkerleistungen im Detail ausgeführt werden müssen, gibt einzig und allein der geplante Aufbau des Dachs vor. Hier die wichtigsten Informationen darüber.
Gleich vorweg: Das Dach kann bei einem Einfamilienhaus in so vielen Ausführungsvarianten ausgeführt werden, dass es schlicht und einfach ein viel zu großer Aufwand wäre, für jede einzelne Dachart bis in kleinste Detail aufgeschlüsselte Preise zu veröffentlichen.
Als Berechnungsgrundlage für die Ermittlung der Gesamtkosten eines Wohngebäudes ist es daher völlig ausreichend, von den Gesamtkosten für ein fertiges Dach auszugehen.
Diese anteiligen Kosten für das Dach liegen gemäß Baukostenschlüssel bei rund 11,5 Prozent der Gesamtbaukosten.
Von diesen insgesamt 11,5 Prozent entfällt etwas mehr als die Hälfte auf die Durchführung der Zimmer(er)arbeiten bzw. auf die Herstellung der Dachkonstruktion, der Rest auf die Dacheindeckung.
Ausgangspunkt für die hier angeführten Dachaufbau-Kosten:
EU-Durchschnittspreis
für ein durchschnittliches Einfamilienhaus gemäß Basispreis EFH Baukostenschlüssel.
(Auch die hier angeführten Preise sind EU-Durchschnittspreise)
Anteil Baukosten für Dachaufbau in % der gesamten Hauskosten:
11,5 %
Davon Anteil für Tragkonstruktion (Dachstuhl oder Flachdach):
6,5 %
Davon Anteil für Dacheindeckung:
5 %
Anteil Baukosten für Dachaufbau in EUR der ges. Hauskosten:
33.617 €
Davon Anteil für Tragkonstruktion (Dachstuhl oder Flachdach):
19.001 €
Davon Anteil für Dacheindeckung:
14.616 €
Die Dacheindeckung besteht aus den Verblechungen, die im Zuge der Klempner- bzw. Spenglerarbeiten eben vom vom Klempner oder Spengler durchgeführt werden und aus der eigentlichen Dachdeckung, für die der Dachdecker zuständig ist.
Falls Ihnen nicht ganz klar ist, was genau ein Spengler (oder Klempner) macht und was ein Dachdecker, können Sie bei Bedarf einen Blick auf das HSB-Forum werfen.
Dort finden Sie einen interessanten, vom Autor dieser Website verfassten Beitrag über den Unterschied zwischen Dachdeckerarbeiten und Spenglerarbeiten.
Normalerweise ist aber davon auszugehen, dass eine auf die Durchführung von Dacheindeckungen spezialisierte Firma über beide Konzessionen verfügt - und das ist gut, weil es in diesem Fall nur einen Ansprechpartner für die Dacheindeckung gibt.
Das kommt ganz darauf an. Nämlich auf die fachgerechte Ausführung. Sie dürfen daher davon ausgehen, dass jedes Dach den geplanten Zweck erfüllt, wenn es richtig ausgeführt wird. Welchen Zweck wiederum ein Dach erfüllen muss, hängt ausschließlich von der individuellen Planung und Nutzung des Gebäudes ab.
Im Wesentlichen gilt Folgendes:
Bei Dachkonstruktionen mit einem zimmermannsmäßig gefertigten Dachstuhl ist der heutige Stand der Technik ein WARMDACH - das ist ein einschaliges Dach mit Vollsparrendämmung.
Dabei wird der gesamte Raum zwischen den Sparren sowie bei Bedarf auch der Raum zwischen den quer zu den Sparren verlegten Kanthölzern zur Gänze mit Wärmedämmung ausgefüllt - also ohne Hinterlüftung im Bereich der Wärmedämmung.
Hinweise zu den verwendete Begriffen:
Der Name Warmdach ist in vielen Regionen immer noch eine gängige und durchaus übliche Bezeichnung. Im modernen Hausbau von heute werden Warmdächer aber durchwegs als nicht belüftetes Dach bezeichnet.
Im Gegensatz dazu wird das auch als Kaltdach bekannte Dachsystem heute meistens als belüftetes Dach bezeichnet.
Das bisher übliche zweischalige Kaltdach, bei dem sich eine Luftschicht zwischen der Wärmedämmung und der Dachabdichtung befindet, entspricht zwar auch heute noch dem Stand der Technik, wird aber trotzdem fast nicht mehr ausgeführt.
Vor allem deshalb, weil der Einbau der Wärmedämmung zeitaufwändig ist. Schließlich muss im Sparrenzwischenraum eine möglichst gleichmäßig große Lüftungsebene freigehalten werden.
Bei Flachdächern wird das Dach in den meisten Fällen ebenfalls als Warmdach ausgeführt. Dabei wird die Dachhaut bzw. die Dachabdichtung direkt auf die Wärmedämmung aufgebracht.
Unter bestimmten Voraussetzungen KANN ein Flachdach aber auch als UMKEHRDACH ausgeführt werden - beispielsweise bei Zeitdruck in einer Schlechtwetterphase.
In diesem Fall kommt die Dachabdichtung direkt auf die Tragkonstruktion und darauf wird später die wasserfeste Dämmung verlegt.
Darüber hinaus gibt es bei Flachdächern auch noch andere Dachaufbauten, die bei Ihrem individuellen Bauvorhaben möglicherweise ebenfalls in Betracht gezogen werden können.
Vor allem bei einer Dachsanierung kann beispielsweise ein Duodach ein Thema sein - einer Kombination aus einem Umkehrdach und einem Warmdach. Oder das Flachdach wird als Kompaktdach ausgeführt.
Fazit. Die grundsätzliche Frage, ob nun ein Warmdach oder ein Kaltdach ausgeführt werden sollte oder ob vielleicht doch ein Umkehrdach die bessere Lösung wäre, lässt sich pauschal gar nicht beantworten.
Sie als privater Bauherr sollten sich allerdings ohnehin nicht wirklich den Kopf über den für Ihr Traumhaus am besten geeigneten Dachaufbau zerbrechen. Diese Entscheidung sollten Sie vielmehr dem dafür zuständigen Fachplaner oder Hausanbieter überlassen.
Tatsache ist, dass es heute bei der Dachkonstruktion ausschließlich um bauphysikalische Anforderungen und Kriterien geht.
Der Aufbau des Dachs stellt jedenfalls den mit Abstand wichtigsten Teil einer in jeder Hinsicht funktionierenden Gebäudehülle dar. Alleine schon deshalb gehört die Planung und Ausführung des Dachs in die Hände von Fachleuten, die im wahrsten Sinne des Wortes auf bauphysikalische Fakten bauen und vor allem ein Ziel verfolgen:
Mögliche Wärmeverluste im Dachbereich möglichst gering zu halten. Gelingen kann das nur mit einer technisch richtig geplanten und auch ausgeführten Dachkonstruktion.
Um überprüfen zu können, ob der von Ihrem Fachplaner oder Hausanbieter geplante Dachaufbau den anerkannten Regeln der Technik entspricht, finden Sie hier die wichtigsten Ausführungsdetails für ein beispielhaftes Passivhaus.
Weicht der Dachaufbau in Ihrer Baubeschreibung oder in Ihrem aktuellen Angebot eines Hausanbieters wesentlich von den hier angeführten Details ab, sollten Sie im eigenen Interesse eine entsprechende Verbesserung oder Änderung verlangen.
Damit ist sichergestellt, dass bei einer eventuellen späteren Änderung des Energiestandards der Dachaufbau nicht geändert werden muss, weil Sie sich vorausschauend ohnehin schon für die beste Lösung entschieden haben.
Hier der empfehlenswerte Dachaufbau bei der Ausführung der Tragkonstruktion als zimmermannsmäßig gefertigter Dachstuhl. Zu beachten ist dabei, dass der nicht dargestellte Anschluss an die wind- bzw- luftdichte Ebene der Außenwand von sehr großer Bedeutung ist.
Kommt es hier durch eine mangelhafte Ausführung zu einer Hinterströmung der Wärmedämmung, erhöht das einerseits den Energiebedarf, andererseits ist dadurch die Funktionstüchtigkeit des Passivhaus-Standards nicht mehr gegeben.
Das ist lediglich ein mögliches Beispiel für die Ausführung der Dachschräge. Die Dämmstärke der Zwischensparrendämmung kann auch reduziert werden, wenn zusätzlich eine Aufdachdämmung ausgeführt wird. Empfehlenswert wären Unterdach-Dämmplatten (z.B. 12 cm Holzweichfaserplatten), die direkt auf die Sparren aufgebracht werden.
Die für IHR Haus erforderliche Gesamt-Dämmstärke ergibt sich aus dem vorgegebenen U-Wert der Gebäudehülle.
Nr.
Schicht / Dachaufbau
Dicke in mm
1
Dachdeckung
-
2
Lattung
30
3
Hinterlüftung zwischen Konterlattung (z.B.)
50
4
Diffusionsoffene Unterdachbahn, Stöße verklebt
-
5
Vollschalung (alternativ Unterdachplatten 12 cm)
24
6
Mineralwolle zwischen Kanthölzern, längs zu Sparren (z.B. 8/12)
120
7
Mineralwolle zwischen Kanthölzern, quer zu Sparren (z.B. 8/12)
120
8
Mineralwolle zw. Sparren verlegt (z.B.10/20)
200
9
Sparschalung (oder OSB-Platte, Stöße verklebt)
24
10
Dampfbremse (entfällt bei OSB), Stöße verklebt
-
11
Mineralwolle zw. Lattung (Installationsebene)
60
12
Gipsfaserplatte
13
HINWEISE ZUR BAUPHYSIK:
Würde ich noch einmal ein Haus bauen, würde ich heute diesen hier unten dargestellten grundsätzlichen Dachaufbau wählen, U-Wert der Dachschräge / Gebäudehülle von 0,10 W/m²K.
Nr.
Schicht / Dachaufbau
Dicke in mm
1
Metalldach aus Titanzink oder Edelstahl
-
2
Bretterschalung, Dachschalung rau
24
3
Konterlattung / Hinterlüftung 5 x 8 cm
80
4
Diffusionsoffene Unterdachbahn, Stöße verklebt
-
5
Unterdach Dämmplatte Holzfaser
120
6
Mineralwolle zwischen Sparren (z.B. 12/28 cm)
280
7
OSB-Platten als Dampfbremse, Stöße verklebt
22
8
Installationsebene,
Mineralwolle zw.
Holzlattung
z.B 5 x 8 cm
60
9
Gipsfaserplatten
13
Hinweis zum hier empfohlenen Dachaufbau:
Hier der empfehlenswerte Dachaufbau bei der Ausführung der Tragkonstruktion als Stahlbetonplatte nach statischem Erfordernis.
Nr.
Schicht / Dachaufbau
Dicke in mm
1
Dachdeckung
-
2
Lattung
30
3
Hinterlüftung zwischen Konterlattung (z.B.)
50
4
Diffusionsoffene Unterdachbahn, Stöße winddicht verklebt
-
5
Vollschalung
24
6
Mineralwolle zw. Kanthölzern, längs zu Sparren (z.B. 8/12)
120
7
Mineralwolle zw. Kanthölzern, quer zu Sparren (z.B. 8/12)
120
8
Mineralwolle zw. Sparren verlegt (z.B.10/20)
200
9
PE-Folie
-
10
Stahlbetonplatte (lt. statischem Erfordernis)
180
11
Spachtelung
2
HINWEISE ZUR BAUPHYSIK:
Hier der empfehlenswerte Dachaufbau bei der Ausführung als Flachdach - und zwar als übliches Warmdach. Bei der Ausführung ist Folgendes zu beachten:
Nr.
Schicht / Dachaufbau
Dicke in mm
1
Gewaschener Rundkies 16/32 (Dicke z.B.)
60
2
Schutzvlies
-
3
2-lagige Abdichtung aus 4mm Polymerbitumen, geflämmt
8
4
Dampfdruckausgleichsschicht
-
5
EPS-W 25 Gefälledämmung
450
7
Ausgleichsschicht / Trennlage
(z.B. PE-Folie, Natronkraftpapier)
-
8
Voranstrich
-
9
Stahlbetondecke
200
10
Spachtelung
2
HINWEISE ZUR BAUPHYSIK:
Der Anschluss der Außenwand an das Steildach stellt einen der wichtigsten Detailknoten beim Bau eines Einfamilienhauses dar. Hier die technisch richtige Ausführung am Beispiel eines Massivhauses mit einer zweischaligen Außenwand, bestehend aus Ziegelmauerwerk und Vollwärmeschutz.
Nr.
Schicht / Wandaufbau
Dicke in mm
1
Deckschicht (Edelputz)
5
2
Vollwärmeschutz mit EPS-Platten
360
3
Klebemörtel
15
4
Dampfdruckausgleichsschicht
-
5
Außenwandziegel nach Plan bzw. Statik
250
6
Innenputz
15
HINWEISE ZUR BAUPHYSIK:
Bei dieser wirtschaftlichen Ausführungsvariante wird die Stabilität der Attika durch ein an der Rohdecke und am Mauerwerk befestigtes Kantholz gewährleistet. Als Untergrund für den Hochzug der Dampfsperre und der Dachabdichtung wird auf dem Kantholz eine Mehrschichtplatte angebracht.
Hier das Ausführungsdetail am Beispiel einer zweischaligen Außenwand - also einer Ziegelwand in der geplanten Stärke und einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS).
HINWEIS ZUR BAUPHYSIK:
Bei dieser professionellen Ausführungsvariante wird die Attika mit einem hoch wärmegedämmten Mauerwerk hergestellt. Um die Stabilität der Attika zu gewährleisten, muss hier ein umlaufender Stahlbetonrost ausgeführt werden. Auch hier ist darauf zu achten, dass die Dampfsperre weit genug hochgeführt wird, um eine Dampfdiffusion über die seitliche Attika zu verhindern.
Den im wahrsten Sinne des Wortes krönenden Abschluss des Dachaufbaus bildet immer die Dacheindeckung - also das Material, mit dem das Dach eingedeckt wird.
Ob es sich dabei um ein klassisches Steildach handelt oder um ein Flachdach, spielt keine Rolle, weil ausnahmslos jede Art der Dacheindeckung den Zweck erfüllt - nämlich für ein dichtes Dach zu sorgen.
Vorausgesetzt, die Dachdeckerarbeiten werden fachgerecht durchgeführt, kann also auch bei einem Einfamilienhaus das Dach mit jedem angebotenen und von der Industrie beworbenem Dacheindeckungsmaterial gedeckt werden.
Der Preis einer Dacheindeckung hat allerdings nur bedingt Einfluss auf die Qualität des gesamten Dachs. Oder verständlicher gesagt:
Jede Dacheindeckung selbst stellt bei Regen immer nur die erste Barriere dar, wobei eine normgerechte Deckung im Wesentlichen nur schlagregensicher sein muss. Im Gegensatz dazu stellt das regensichere Unterdach die viel wichtigere Schutzebene dar, die auch im Extremfall nicht versagen darf.
FAZIT: Wenn es um das optische Erscheinungsbild geht und Sie dazu auch noch aus verschiedenen Dacheindeckungen wählen können, können Sie sich für ein Dachdeckungsmaterial entscheiden, das Ihnen "gefällt".
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