"Wer auch immer Ihren Rohbau erstellen wird: Wenn alle Gewerke, die
in dieser mit Abstand größten Bauetappe enthalten sind, fertiggestellt
sind, wurde damit fast die Hälfte der Gesamtbaukosten für Ihr
bezugsfertiges Einfamilienhaus verbaut. Und das oft in nur wenigen Tagen."
Wenn Sie sich für ein Fertighaus entschieden haben, steht der Rohbau nicht selten sogar schon nach nur einem einzigen Tag. Bei einem - und darum geht es hier - klassischen Ziegel-Massivhaus, das von einem Bauunternehmen errichtet wird, dauert das etwas länger - aber auch nur etwa drei bis vier Wochen.
Unabhängig davon aber, von wem und in welcher Bauweise nun Ihr
Einfamilienhaus tatsächlich gebaut werden soll: Die Fertigstellung des
Rohbaus ist immer ein Meilenstein, den jeder am Bauvorhaben Beteiligte
aus gutem Grund möglichst rasch erreichen möchte.
Für Sie als Bauherr bedeutet dieser Baufortschritt, dass die Baustelle unter Dach und Fach und damit auch dicht ist - die wichtigste Voraussetzung, um termingerecht mit dem Innenausbau starten können.
Der Hauserrichter wiederum kann nach der Fertigstellung des Rohbaus die erste große Rechnung stellen oder den im Bauauftrag vereinbarten Teilbetrag für die Erstellung des Rohbaus von Ihrer finanzierenden Bank oder der hinterlegten Bankgarantie abrufen.
In jedem Fall fließt nach der Rohbaufertigstellung Geld von Ihnen zum Hausanbieter.
Einzige Ausnahme: Wenn der Gesamtbetrag für das fertige Haus entsprechend einer speziellen Vertragsvereinbarung erst nach der Gesamtfertigstellung zu bezahlen ist.
In der heutigen Zeit wird anders gebaut als anno dazumal.
Wenn Sie ein qualitativ hochwertiges Haus haben möchten, genügt es nicht mehr, nur einen beliebigen Ziegel auf den anderen zu schlichten oder Materialien zu verwenden, die früher problemlos eingebaut werden konnten. In vielen Bereichen hat sich vielmehr die Bautechnik stark verändert.
Beim Hausbau im Allgemeinen und damit auch beim
Rohbau erstellen im Speziellen muss daher Ihr oberstes Ziel sein,
dafür zu sorgen, dass der Rohbau von fachkundigen Firmen in sauberer Qualität und termingerecht errichtet wird. In keinem Fall aber von "Pfuschern" - beispielsweise in Form der beliebten "Nachbarschaftshilfe".
Welche Gewerke und Leistungen im Rohbau enthalten sind, ist
nirgendwo verbindlich geregelt. Im Bauwesen wird vielmehr ein Rohbau
lediglich als Bauwerk bezeichnet, bei dem die äußere Kontur
einschließlich der Dachkonstruktion fertiggestellt ist.
In der Praxis bedeutet das, dass die Bodenplatte oder der Kellerrohbau errichtet wurden, alle tragenden Wände und Geschossdecken, die Betontreppen und der Dachstuhl. Besiegelt wird der Abschluss dieser Mindest-Leistungen normalerweise mit einem Richtfest.
Was ein Anbieter als "Rohbau erstellen" bezeichnet, ist jedem weitgehend selbst überlassen. Bei dem einen geht der Leistungsumfang nicht über die Mindestanforderungen an einen Rohbau hinaus, für den anderen muss in einem Rohbau so viel enthalten sein, was ein Dritter wiederum als Ausbauhaus bezeichnen würde.
HSB-TIPP: Wenn im Bauvertrag oder im Baubetreuungsvertrag ein Zahlungsplan nach Baufortschritt vorgesehen ist, muss genau festgelegt werden, was mit Rohbau gemeint ist. Da das Erreichen dieser Bauetappe normalerweise die Zahlung des größten Teilbetrages auslöst, sollte in jedem Fall die Dacheindeckung inklusive der nötigen Spengler- bzw. Klempnerarbeiten im Leistungsumfang enthalten sein.
NICHT VERGESSEN! Einen in jeder Hinsicht problemlosen Weiterbau garantiert Ihnen NUR ein
professionell errichteter Rohbau. Würden Sie den Rohbau von
ungeeigneten Firmen errichten lassen oder sogar selbst bauen, sind Sie
immer dem Risiko ausgesetzt, für nach dem Rohbau auftretende Mängel verantwortlich zu sein.
Welche Schritte bei IHREM Bauvorhaben tatsächlich erforderlich
sind, hängt naturgemäß davon ab, für welche Bauweise Sie sich
entschieden haben und auch davon, wie Sie den Rohbau erstellen lassen wollen.
Möglicherweise haben Sie sich sogar für eine Mischbauweise entschieden -
also Holzbau, kombiniert mit Ziegel- oder Betonbau oder umgekehrt. In
diesen Fällen werden daher einzelne Schritte von den Informationen auf
dieser Seite abweichen.
Hier werden die Schritte bei einem klassischen Ziegel-Massivhaus beschrieben, wobei dabei ganz bewusst auf eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Arbeitsschritte verzichtet wird. Alle Details würden den Rahmen DIESER Rohbau-Seite bei Weitem sprengen. Ausgegangen wird hier auch von der Errichtung eines betonierten Kellers.
Selberbauer können sich hier orientieren, in welcher Reihenfolge die
verschiedenen Leistungen ausgeführt werden müssen, um den Rohbau
zumindest im Hinblick auf den Bauablauf entsprechend professionell
errichten zu können. Trotzdem gilt: Wenn möglich, lieber von Fachfirmen den Rohbau erstellen lassen.
Anmerkung: Falls bei IHREM Haus kein Keller vorgesehen ist, beginnt die Errichtung des Rohbaus ab Oberkante Bodenplatte. Wie eine Bodenplatte im Detail richtig gebaut wird, können Sie bei Bedarf ebenfalls auf eigenen Informationsseite nachlesen.
Schritt 01 - Abstecken des Grundstücks nach Baustelleneinrichtungsplan. Ziel: Gelagerte Aushub- und Baumaterialien sollen während der Bauzeit möglichst nicht umgelagert werden müssen.
Schritt 02 - Humus oder Mutterboden abheben im Baugrubenbereich sowie in allen Bereichen, die später in welcher Form auch immer befestigt werden. Zufahrtsstraße, Vorplätze, Terrassen, Pool etc. Das Erdmaterial auf dem Grundstück für die spätere Humusierung zwischenlagern, Überschussmaterial eventuell abtransportieren.
Schritt 03 -
Baustelle einrichten.
Eventuell Kran aufstellen. Schnurgerüst errichten. Baugrube mit
ausreichend Arbeitsraum ausheben, Aushubmaterial im Baustellenbereich
zwischenlagern, Überschuss abtransportieren. Baugrubensohle eben
planieren.
Schritt 04 -
Bei Bedarf Fundamentaushub für Streifen- bzw. Einzelfundamente sowie Frostschürzen und nach statischem Erfordernis herstellen der Fundamente in frostfreier Tiefe. Inklusive Bewehrungen, Dämmungen und Einbauteilen nach Bedarf.
Schritt 05 - Herstellen der kompletten Bodenplatte entsprechende den jeweiligen Anforderungen. Je nach Bodenverhältnissen Ausführung mit Grobkiesschicht oder Sauberkeitsschicht und ausreichend dimensionierter Perimeterdämmung unterhalb der mindestens 25 cm starken bewehrten Betonschicht. Inklusive Kanalrohren, Fundamenterdung, Einbauteilen, Abschalungen und Fugenbändern.
Bei drückendem Wasser ist die Ausführung einer wasserundurchlässigen
Bodenplatte mit ebensolchen Umfassungswänden erforderlich - eine Weiße Wanne. Das wäre die beste aller Ausführungsvarianten und daher die rissfreie Königsklasse im Kellerbau, wobei die absolut besten Ergebnisse mit einem faserverstärkten Beton erzielt werden.
Schritt 06 - Tragende Kellerwände herstellen. Außenwände als Betonwände mit Systemschalung, Zwischenwände als Betonwände oder gemauerte Zwischenwände. Inklusive aller Wanddurchführungen, Einbauteile, Fensterzargen, Leerrohre, Bewehrungen und Dämmungen.
Oft irreführende Bezeichnungen wie Dichtbeton, dichte Wanne oder Dichtbetonkeller bedeuten NICHT, dass der Keller tatsächlich wasserdicht ist - nämlich ohne zusätzliche Außenabdichtung.
Diese Anforderungen an die Dichtheit erfüllt gemäß einschlägigen Richtlinien (Weiße-Wanne-Richtlinie in Österreich, WU-Beton-Richtline in Deutschland oder SIA-Norm 272 in der Schweiz) nur eine Weiße Wanne.
ABER: Der beste Dichtbetonkeller macht keinen Sinn, wenn die Wanddurchführungen nicht fachgerecht abgedichtet wurden - übrigens eine der häufigsten Ursachen für Wasser-Probleme beim Kellerbau!
Schritt 07 - Herstellen der Kellerdecke als Betondecke nach statischem Erfordernis. Inklusive allen nötigen Aussparungen, Leerrohren und Einbauteilen. Bei Bedarf Ausführung von geplanten Deckenbereichen als Kragplatte mit Iso-Korb.
Schritt 08 -
Kellertreppe als geschalte Betontreppe oder als komplett vorgefertigte Fertigteiltreppe herstellen.
Schritt 09 -
Abdichtung der Kelleraußenwände
und Herstellung einer Hohlkehle entsprechend der gewählten
Ausführungsvariante des Kellers. Abdichtung des Kellers entsprechend den individuellen Anforderungen mit ausreichend
dimensionierter Perimeterdämmung aus extrudierten Hartschaumplatten.
Wenn erforderlich, Schutz der Dämmung oder Außenabdichtung durch
Anbringung einer Noppenbahn mit Gleitfolie und Filtervlies.
Schritt 10 -
Montieren von Kellerlichtschächten nach Bedarf. Ausführung mit
funktionierender Lichtschachtentwässerung und sperrbaren
Abdeckgittern.
Schritt 11 -
Bei Bedarf Verlegung einer an die Bodenverhältnisse angepasste Drainage auf Höhe der Fundamente, bestehend aus der Sickerschicht,
geeigneten Drainagerohren aus Beton oder PVC, den an den Gebäudeecken
situierten Kontroll- und Spülschächten sowie dem Sickerschacht, wenn
kein Vorfluter vorhanden ist.
Schritt 12 -
Herstellen der nichttragenden Zwischenwände mit allen nötigen Öffnungen
sowie Türzargen oder Blindstöcken nach Planung.
Schritt 13 - Errichtung Schornstein bzw. Kamin vorerst bis Kellerdecken-Oberkante als Komplettsystem eines zugelassenen und namhaften Herstellers mit allen erforderlichen Einbauteilen entsprechend den jeweiligen Bauvorschriften.
Schritt 14 -
Hinterfüllen des Kellers mit vorhandenem Aushubmaterial und lageweise
verdichten des eingebrachten Hinterfüllungsmaterials. Bei Bedarf Einbau
einer Filter- und Sickerschicht an den Kelleraußenwänden mit geeignetem
Filterkies - allerdings nur dann, wenn funktionierende Drainage mit Ableitung in Vorfluter vorhanden ist.
Schritt 15 - Herstellen der nötigen Ver- und Entsorgungsleitungen sowie der erforderlichen Schächte inklusive aller damit verbundenen Erdarbeiten.
Schritt 16 -
Herstellen der Grobplanie
im Bereich der gesamten Baustelle entsprechend dem geplanten
Endzustand des Geländes durch Verarbeitung des vorhandenen
Aushubmaterials. Bei Bedarf Antransport von geeignetem Schottermaterial,
sonst Abtransport des überschüssigen Aushubmaterials auf geeignete
Deponien.
Schritt 17 - Ausbreiten von vorhandenem Erdmaterial in jenen Bereichen, die im Endzustand als Wiesen- oder Rasenflächen geplant sind und während der Bauzeit nicht als Lagerplatz benötigt werden. Bei Bedarf auch Durchführung der Humus-Feinplanie samt Entsteinung und je nach Jahreszeit auch Besämung mit geeignetem Saatgut.
Schritt 18 - Erste Ziegelschar im EG ansetzen. Eventuell auch im Erdgeschoß erforderliche Bitumenpappe abschnittsweise als horizontale Feuchtigkeitssperre mit entsprechendem Überstand unter aufgehendem Mauerwerk auflegen. Tragendes Erdgeschoss-Mauerwerk inklusive aller Öffnungen und Details (Z:B. Rollladenkästen) nach Ausführungsplan aufmauern.
Schritt 19 -
Unterstellungen für die vorbestellte Betonfertigteildecke laut Deckenverlegeplan
aufstellen und Betondecke herstellen. Ausführung der Decke als Beton-Großformatdeckenplatten mit
Aufbeton laut Statik. Decke mit allen vorbereiteten
Deckenauslässen laut Elektro Ausführungsplan nach Verlegeanleitung
verlegen. Alle nötigen Deckenöffnungen abschalen, im Bereich der
Außenwände entsprechend den Planvorgaben gedämmte Deckenabschalelemente
versetzen.
HSB-TIPP:
ZEITSPARENDES UND WIRTSCHAFTLICHES ROHBAU ERSTELLEN: Vollmontagedecken als schlaff bewehrte und daher an der Untersicht ebene Beton-Deckenelemente können ohne Unterstellung verlegt werden und haben bereits im Einbauzustand die volle Tragfähigkeit.
Schritt 20 - Zusatzbewehrungen nach statischen Vorgaben verlegen. Dachstuhlanker im Bereich der Kniestockwände (Drempel) laut statischer Vorgabe einbauen. Elektro Leerverrohrung nach Elektroplan einlegen. Erdgeschossdecke mit Betonpumpe und Transportbeton betonieren. Sorgfältig rütteln.
Schritt 21 - Erdgeschoßtreppe als Beton-Fertigteiltreppe versetzten. Treppenloch mit geeigneten Absperrmaßnahmen bzw. provisorischem Geländer bis zur Herstellung der endgültigen Absturzsicherung (Brüstungsmauer oder Geländer) gegen Absturz absichern.
Schritt 22 - Schornstein bzw. Kamin bis knapp über die Erdgeschossdecken-Oberkante aufmauern oder als Fertigteilschornstein versetzen.
Schritt 23 - Herstellen tragendes Mauerwerk Ober- bzw. Dachgeschoss nach Ausführungsplan aufmauern. Im Bereich der Drempel bzw. Kniestockwände die erforderlichen Dachstuhlanker lotrecht ausrichten und fachgerecht einmauern oder wärmegedämmt abschalen und ausbetonieren. Nötige Umschließungsroste bzw. Ringanker oder Ringbalken nach statischem Erfordernis herstellen.
Schritt 24 - Fertig abgebundenen und im Bereich der sichtbaren Holzteile mit der bemusterten Farbe oder Lasur gestrichenen Dachstuhl nach Plan aufstellen und entsprechend den statischen Erfordernissen sicher verankern. Schutzgerüste nach Bedarf aufstellen.
Schritt 25 -
Schornstein bis auf die plangemäße Endhöhe aufmauern oder den geplanten Fertigteilkamin versetzen und mit geeigneter Kaminabdeckung entsprechend den einschlägigen Vorschriften abschließen.
Schritt 26 -
Kaltdachaufbau
nach Plan mit Dachschalung oder Unterspannbahn ausführen, bei
Dachvorsprüngen mit der geplanten Farbe oder Lasur gestrichene
Untersichtschalung montieren. Eventuelle Ortgangbretter nach Plan
herstellen. Diffusionsoffene Dachdichtungsbahn für spätere
Vollsparrendämmung auf Dachschalung aufbringen.
Schritt 27 - Kaminkopfverkleidung mit geplantem Material fertig herstellen. Dachfenster nach Plan einbauen, Eindeckrahmen montieren und entsprechend den bauphysikalischen Vorgaben dämmen und abdichten.
Schritt 28 - Dachrinnen aus dem vorgegebenen Material montieren und Regenabfallrohre unter Berücksichtigung der geplanten Fassaden-Dämmstärke sowie Kamineinfassung und alle erforderlich Anschlussbleche montieren.
Schritt 29 - Dach mit dem vorgegebenen Material eindecken
Schritt 30 -
Sofern keine Vollmontagedecke eingebaut wurde, nach der
vorgeschriebenen Trocken- und Abbindezeit die Deckenunterstellungen im
Erdgeschoss abbauen und alle nichttragenden Zwischenwände nach Plan herstellen.
Fenster einbauen. Normalerweise sind die Fenster und Terrassentüren nicht im Leistungsumfang für den Rohbau enthalten. Trotzdem wäre es empfehlenswert, die Baufirma auch mit der Lieferung und Montage der Fenster, Fenstertüren und auch der Haustür zu beauftragen.
Damit wird rundherum alles dicht, vor allem aber liegt in diesem Fall die Gewährleistung für den kompletten Rohbau einschließlich Dach und Fenster bei der Baufirma. Und damit sind Sie als Bauherr auch die größten Hausbau-Sorgen los.