Kosten Rohbau
von Josef
(Deutschland)
Ich habe sehr gute Kontakte zu einem großen Baustoffhändler (mein Sohn arbeitet dort) und könnte daher sehr viele Baustoffe zu sehr guten Konditionen (im Durchschnitt schätzungsweise 15% günstiger als ein umsatzstarkes Bauunternehmen) kaufen, z.B. für den Rohbau Ziegel, Rollokästen etc.
Mein Problem ist nun, wie ich das mit einem Bauunternehmen (soll den Rohbau ohne Eigenleistung komplett hinstellen) abwickeln kann, ohne dass ich "über den Tisch gezogen werde", soll heißen mein Einkaufsvorteil landet in der Tasche des Bauunternehmers und ich habe möglicherweise sogar Nachteile bei der Gewährleistung. Wie kann ich einigermaßen genau ermitteln, wie viel Geld ich durch diese Beziehung zum Baustoffhändler gegebenenfalls einsparen kann? Bin ich ausschließlich auf die Ehrlichkeit des Bauunternehmers angewiesen und gibt es eine andere Möglichkeit einer fairen Abwicklung? MfG Josef
Bauhilfe24-Antwort
Auf Ihre Frage kann ich Ihnen eine ganz korrekte Antwort geben:
Verzichten Sie in JEDEM Fall darauf, Baustoffe selbst zu kaufen, wenn eine Baufirma Ihren Rohbau herstellt!Überlassen Sie vielmehr sämtliche Materiallieferungen dem beauftragten Bauunternehmen. Warum ich das empfehle, ist ganz einfach erklärt: Wenn Sie Baustoffe in Eigenleistung einkaufen, müssen Sie davon ausgehen, dass die Baustoffe für Sie als Privatperson um rund 15 Prozent mehr kosten als für ein Bauunternehmen.
Auch wenn Sie diesen Preisnachteil ausgleichen können, weil Sie durch besondere Umstände (persönliche Beziehungen) um 15% bessere Einkaufspreise erzielen, ergibt sich daraus schon rein rechnerisch
kein Preisvorteil für Sie!
Ganz im Gegenteil: Bedenken Sie, dass es bei der Beschaffung von Baustoffen und Baumaterialien nicht nur um die nackten Einkaufspreise geht. Vielmehr ist für den Erfolg eines Bauvorhabens vor allem auch ein gutes Baustoff-Management erforderlich.
Konkret bedeutet das: Alle Baustoffe müssen
rechtzeitig vorbestellt und genau dann geliefert werden, wenn sie
tatsächlich gebraucht werden. Darüber hinaus muss alles an den richtigen Stellen zur optimalen Weiterverarbeitung gelagert werden.
Ein weiterer Vorteil, wenn die Baufirma die Baustoffe liefert: SIE müssen sich nicht um die Rücknahme von Überschussmengen kümmern und SIE sind nicht davon betroffen, wenn falsche Mengen oder Qualitäten geliefert wurden. Außerdem: Sobald SIE die Baustoffe besorgen und dem Bauunternehmen zur Verfügung stellen, liegt die volle Haftung für alle Materialien bei Ihnen und nicht mehr bei der Baufirma. Auch mit einer eventuellen Vereinbarung werden Sie die Haftungen kaum auf das Bauunternehmen übertragen können.
Noch eine ganz persönliche Empfehlung
Verzichten Sie möglichst darauf, mit Firmen Geschäfte zu machen, wenn in diesen Firmen ein Familienmitglied (beispielsweise Ihr Sohn oder aber auch ein Freund) zumindest teilweise für die Abwicklung (Bestellannahme, Zustellung, Abrechnung oder dgl.) Ihres Auftrages verantwortlich ist.
Im Interesse aller Beteiligten ist eine strikte Trennung zwischen Familien- und Firmeninteressen immer ratsam. Vorher können Sie jedenfalls nie wissen, wie sich eine Geschäftsbeziehung in Zukunft entwickelt. Klappt einmal etwas nicht, und davon sollten Sie ausgehen, kommt es rasch zu unerfreulichen Konfrontationen, die eine persönliche Beziehung unter Umständen ganz schön auf die Probe stellen können...
KOMPROMISSLÖSUNG: Sprechen Sie mit dem zuständigen Ansprechpartner der Baufirma, ob dieser eine Möglichkeit hat, die Baustoffe beim "Baustoffhändler Ihres Vertrauens" zu beziehen. Sprechen Sie bei dieser Gelegenheit direkt an, dass es Ihnen nur darum geht, die bestmöglichen Konditionen zu bekommen.
Sofern die Baufirma nicht aus firmeninternen Gründen an einen Einkauf der Baustoffe bei einem bestimmten Baustoffhändler gebunden ist, wird die Baufirma in der Regel nichts dagegen haben, Ihrem persönlichen Wunsch nachzukommen. Vor allem dann, wenn "Ihr" Baustoffhändler der Baufirma unwiderstehliche Konditionen anbietet, die die Baufirma in weiterer Folge dann an Sie als Kunde weitergibt.
FAZIT: Gehen Sie mit Ihren Vertragspartnern (in diesem Fall mit der Baufirma) immer
ehrlich um. Keine versteckten Tricks, keine unbedachten Aktionen hinter dem Rücken.
Sprechen Sie also immer klar und deutlich aus, worum es Ihnen persönlich geht. Diese Ehrlichkeit wird sich für alle Beteiligten lohnen, vor allem aber trägt dieser faire Umgang miteinander wesentlich dazu bei, das Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und der Baufirma zu stärken. Und schließlich geht es bei
jeder Partnerschaft genau darum.
Übrigens: Sollte die Baufirma darauf bestehen müssen, die Baustoffe aus eigenen Bezugsquellen zu besorgen, haken Sie dieses Thema einfach ab und übertragen Sie die gesamte Verantwortung für die vertragskonforme Abwicklung Ihres Bauvorhabens dem Bauunternehmen. In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie die richtigen Entscheidung treffen...
Mehr Erfolg beim Hausbau!
Wilfried Ritter
Autor und Herausgeber
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