Welcher Aussenwandziegel ist besser
von Fabian
(Salzburg)
Zuerst einmal grosses Lob für deine E-Books und deine Unterlagen - die sind jeden Cent wert. :-) Grundsätzlich haben wir die Pläne unseres Hausbaues eingereicht - unser Planer ist Baumeister und Architekt und Sachverständiger und wickelt vorerst noch die gesamte Einreichung ab. Wir wollen aus ökologischen Gründen ein einschaliges Ziegelmauerwerk. Ich bin der Meinung, dass ein 38 Ziegel mit Innenputz und Außenputz für unser Haus ausreichend ist - wir wollen kein Wärmeverbundsystem.
Wir wissen, dass die U-werte dahingehend nicht so gut sind, dies ist für uns aber kein Problem. Wir sind uns nur nicht ganz klar, welchen Typ Ziegel wir nehmen sollen: den Porotherm 38 N+F, den Porotherm 38 Plan oder den 38 Plan H.I. Laut unserem Planer ist der Plan H.I. erstens wesentlich teurer, was er an Energieersparnis bringt und vor allem ist er sehr porös, was unter Umständen bei Befestigungen zu Problemen führt, da die Innenstege des Ziegels sehr dünn sind.
Ich tendiere grundsätzlich zum "normalen 38 Plan". Wir wollen auch keine Dryfix sondern eine Mörtelfuge (muss auch keine Dünnbettmörtelfuge sein sonder mit Leichtmörtel würde uns auch reichen.) Vielleicht kannst du mir dahingehend deine wertvollen unabhängige Expertise geben. Danke im Voraus, Fabian
Bauhilfe24-Antwort
Hallo Fabian,
wenn es beim Hausbau um die Außenwandziegel geht, ist das so ein Sache... Zuerst etwas Grundsätzliches: BISHER - damit sind die letzten Jahre gemeint - war auch ich der Meinung, dass ein 38er-Ziegel eigentlich ausreichend wäre. Unter Berücksichtigung aller HEUTE bekannten Faktoren und wenn ich heute (noch einmal) bauen würde, würde ich mich allerdings für einen anderen Ziegel entscheiden.
- Dass auch ich kein WDVS nehmen würde, steht dabei außer Frage. Darüber hinaus gibt es keine Alternative zu einem Planziegel. Ökologisch sinnvoll ist daher definitiv ein einschaliges Ziegelmauerwerk mit praktisch keinen Fugen - also gemauert mit Plansteinen.
Es kommt jetzt "nur" darauf an, was man mit diesen Planziegeln anstellt...
Tatsache ist, dass alle von dir genannten 38er-Ziegel zusätzlich einen mindestens 4 cm dicken, hochwärmegedämmten Außenputz benötigen, um die vom Hersteller angegebenen U-Werte zu erreichen. Die Ziegel alleine reichen also in keinem Fall für die benötigten Dämmwerte aus.
Ohne jetzt im Detail auf die bauphysikalischen Eigenschaften eines Hauses im Allgemeinen und die Eigenschaften der Außenwände im Speziellen einzugehen, sollte dir klar sein, dass bei einem einschaligen Mauerwerk 38 cm starke Außenwandziegel die Mindestanforderung sind. Da also mindestens ein 38er-Ziegel genommen werden muss UND darauf zusätzlich ohnehin ein hochwärmegedämmter Außenputz aufzubringen ist, solltest du dich nicht fragen welcher der von dir genannten Ziegel besser wäre.
Vielmehr solltest du dich in diesem Wanddickenbereich im eigenen Interesse einfach nur für den besten 38er-Ziegel entscheiden. Allerdings NUR dann, WENN du selbst die Entscheidung treffen musst oder sollst. Bei Wienerberger wäre der beste Ziegel jedenfalls Porotherm 38 W.i. Plan - also der Ziegel mit integrierter Mineralwolledämmung. Unterhalb dieses Qualitätsstandards sollte für dich nichts zur Diskussion stehen.
Im Gegenteil: WENN es die Planung zulässt, wäre
das heutige Maß der Dinge ein 50 cm starker Außenwandziegel, außen verputzt mit einem 2 cm starken Leichtmörtel. Neben dem Porotherm von Wienerberger wäre hier übrigens auch der Eder Vollwertziegel V50 eine von mehreren Optionen.
Frage: Was spricht dagegen, sich beim Außenwandziegel für den jeweils besten Ziegel zu entscheiden? Die "Befürchtung", das Haus wäre damit "zu gut" gedämmt, wird wohl nicht zutreffen. Allerdings hast du mit dem besten Außenwandziegel auch die besten Optionen für die Zukunft.
Im Klartext: Wenn die gesamte Außenhülle des Hauses HEUTE im Passivhausstandard gebaut wird, du aber trotzdem HEUTE (zusätzlich) ein beliebiges Heizungssystem installierst, hast du schon heute die Option, in ZUKUNFT bei Bedarf auf eine flammenlose Heizung zu verzichten und aus deinem Haus ein echtes Passivhaus zu machen.
- Entscheidest du dich hingegen heute nur für den Mindeststandard, hast du dir für die Zukunft bessere Alternativen im wahrsten Sinne des Wortes verbaut. Natürlich sind auch später entsprechende Adaptierungen möglich, diese wären dann aber mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden.
Und ja, natürlich geht es immer auch um die Kosten: Aber die Mehrkosten für den besten Ziegel sind bei einem Einfamilienhaus im Verhältnis zu den gesamten Hauskosten so gering, dass diese Ziegelentscheidung nicht von den Ziegelkosten abhängen darf. Außerdem werden sich die Mehrkosten für einen besser gedämmter Ziegel in Form von niedrigeren Heiz- bzw. Energiekosten schon in ganz wenigen Jahren zur Gänze amortisieren. Die Sache ist also eigentlich ganz logisch: Nur wer jetzt (etwas mehr) investiert und kluge Entscheidungen trifft, kann damit in Zukunft sehr viel Geld sparen. Andernfalls läuft alles genau umgekehrt...
Zu guter Letzt habe ich noch eine dringende Empfehlung: Mach DU dir keine allzu großen Gedanken über den Ziegeltyp.
Konzentriere dich lieber auf das Wesentliche. WENN du dich schon um bauphysikalische Angelegenheiten kümmern möchtest, sollte für DICH daher nur der U-Wert der gesamten Außenwand, also der Gebäudehülle im Vordergrund stehen. Hier würde ich an deiner Stelle sicherheitshalber daher einfach den Mindestwert für den Passivhausstandard anstreben, das sind 0,15 W/m²K.
Wie dieser Wert nun in der Praxis erreicht wird, sollen dabei aber ausschließlich die dich beratenden Fachleute entscheiden. Wenn sich dann beispielsweise herausstellt, dass der hochwärmegedämmte Außenputz 6 statt 4 cm dick sein muss, dafür aber ein günstigerer 38er-Ziegel möglich ist, kommt das der wirtschaftlichsten Lösung wieder einen Schritt näher...
Was allerdings bei der Planung berücksichtigt werden müsste, wenn ein 50er-Ziegel anstatt eines 38 cm starken Ziegels verbaut wird: Bei gleichbleibenden Außenabmessungen wird dadurch die Wohnfläche etwas weniger.
Bei einem ca. 10 x 10 großen Haus sind das etwa 4 bis 5 m², verteilt auf zwei Geschoße. Bei einem 150m²-Haus werden unter Umständen rund 10 m² Wohnflächenverlust zusammenkommen. Oder das Haus mit den 50er-Ziegeln bekommt halt entsprechend größere Außenabmessungen, um die Flächendifferenz auszugleichen. Die
Kosten je m² Wohnfläche sind allerdings schon von Anfang an bekannt - daher könnte man hier im Hinblick auf das Baubudget entsprechend gezielt vorgehen.
Mehr Erfolg beim Hausbau!
Wilfried Ritter
Autor und Herausgeber
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